Dienstag
02. November 2021
20.00 UHR
Gleißendes Licht
Emre Elivar Klavier
KARTEN 10 EUR
Als Teil des Manifest(o)-Oratoriums, das sich während des Festivals in Form eines Rituals an sieben Tagen in zwölf Städten gleichzeitig abspielt, findet an jedem Ort eine in sich geschlossene Performance statt, die sich jeden Abend anders gestaltet und doch mit den anderen verbunden ist. In Kassel spielt der türkische Pianist Emre Elivar im Kulturzentrum Schlachthof den mit Gleißendes Licht / Parlayan Nur betitelten Teil des Oratoriums, dessen hohe Virtuosität der Komponist Marc Sinan bewusst als sehnsuchtsvolle Geste der Assimilation an berühmte mitteleuropäische Klavierliteratur gestaltet.
Eingeleitet wird zunächst mit Musik aus der Feder von Mahir Cetiz, einem Landsmann Elivars, der seinen kompositorischen Stil in der Türkei und den USA als Fellow der John Guggenheim Memorial Foundation verfeinerte. Sein 2003 entstandenes Solowerk für Klavier Triptych ist vom Sufismus inspiriert.
Olivier Messiaen schrieb seine Préludes, die in Zügen an Claude Debussy erinnern, 1928 im Alter von zwanzig Jahren und bezeichnete sie als sein erstes wertvolles Werk. Als Synästhet, der mit Musik Farben assoziierte, versah er jeden Satz mit einer Farbbeschreibung. Sein Catalogue d’oiseaux dagegen ahmt Klänge von Vögeln nach: Jedes der 13 Stücke ist einem Vogel in einer bestimmten französischen Provinz gewidmet, eine Inspiration, die grundlegend für Messiaens Kompositionsweise von Bedeutung war.
Einhundert Jahre zuvor entstanden Franz Schuberts Drei Klavierstücke op. post. D 946. Im Todesjahr komponiert, zeugt Schuberts Autograph von einer Skizzenhaftigkeit – als wäre ihm bewusst gewesen, dass ihm kaum noch Zeit blieb. Wie seine Lieder spiegeln auch diese intimen Werke die Komplexität seiner Persönlichkeit und seelischen Verfassung. Allein schon wegen ihres Umfangs zählen diese Stücke heute zu den anspruchsvollsten Werken der Klavierliteratur.
Mahir Cetiz (*1977)
Nr. 1 aus Triptych für Klavier solo
Olivier Messiaen (1908–1922)
aus Préludes und Catalogue d'oiseaux
für Klavier solo
Franz Schubert (1797–1828)
Drei Klavierstücke op. post. D 946
Marc Sinan (*1976)
Manifest(o) - Gleißendes Licht / Parlayan Nur für Klavier solo